Im Umgang mit autistischen Menschen brachten sich in der Neuzeit sehr häufig Delphine ins Gespräch, doch wie auch ein deutsches Institut bestätigt, ist es nicht der Delphin als Spezies, welcher so viel bei Therapien dieser Art verspricht. Es gibt genug Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass Therapien mit domestizierten Tierarten wie Hund und Pferd gleiche Erfolge aufweisen wie mit gefangenen gezähmten/wilden Delphinen. Die Nachfrage nach Delphingestützten Therapien lässt die Therapiepreise ins Unermessliche steigen (man sollte für eine 14tägige Delphingestützte-Therapie-Reise auf Curacao ca. 12.000 € kalkulieren), zum anderen führt die steigende Nachfrage (bei dem so lukrativen Geschäft) zu einer Zunahme von Wildfängen bei Delphinen – aus Sicht des Tier- und Artenschutzes sehr problematisch. Es ist das Tier als solches, das vom Autisten gerne angenommen wird, egal ob Hund, Pferd oder eben die legendären Therapien mit Delphinen. Eine tiergestützte Therapie ist schwerpunktmäßig abhängig von Körperkontakt, Anblick, Kommunikation und Interaktion zwischen dem betroffenen Menschen und dem Tier, das wie ein Katalysator für menschliche Emotionen wirkt. Durch unsere Wasserarbeit, den Kontakt zu einer Förderschule und einer somit entstandenen jungen Freundschaft mit dem Autistenkind Josua (8 Jahre glücklich und wird gerne Josi gerufen), kam auch die Frage nach einem Therapiehund auf. Erste Kontakte zwischen Josi, seinem Bruder und Eltern sowie der ’Wasserarbeitsgruppe NRW’ wurden bereits vor einiger Zeit in den Wintermonaten geknüpft. An jenem Wochenende im Januar stand „Bollerwagen ziehen rund um den See“ auf dem Sonntagsprogramm. Kein Problem, somit konnte Josi bereits eine Verbindung zu unserer Hundewasserarbeitsgruppe aufbauen. Auch Bryana war mit von der Partie und so schloss sie hier Freundschaft mit Josi. Wir besuchten ihn einige Wochen später im Familienkreis in seinem heimischen Umfeld. Es war schon herrlich mit anzusehen, wie Bryana die Freundschaft mit Josi aufrechterhielt und wir beschlossen einige Tage später, da Josi zur Zeit starkes Interesse an Hunden zeigt, das ganze einmal ins Wasser zu verlegen – inspiriert durch Berichte über Therapien mit Delphinen – hier im ganz kleinen Personen- und Hundekreis. Abgesehen von einer Basisausbildung kann man es nicht nur erlernen ein Therapiehund zu sein; man hat es eher in „Blut“ und Genen, denn die Grundvoraussetzung sind soziale und einige hierauf aufbauende Eigenschaften, die solch ein Hund einfach mitbringen MUSS! Gewisse Anforderungen an einen Therapiehund, welche bei Bryana durchaus und sogar in hohem Maße zutreffen, als auch die merkliche Zuneigung zum Hund als solchem und die sich entwickelnde Freudschaft waren mit ausschlaggebend für jenes und weitere Treffen dieser Art! Ein Bouvier ist weder nur für Schutzhund, „Schnuppernase“ und Co etc. zu gebrauchen, noch ist er nur Sportler oder Begleiter. Gerade Bryana freut sich riesig auch mit derartigen Aktionen ihre/n „mann/frau-(hund)“ im menschlichen Leben und Alltag einnehmen zu können, daran teilzuhaben und uns zu zeigen, mit welcher Spielfreude sie ihre "Arbeit" versieht, die – wie in diesem Falle – alleine darin besteht, allergrößte Freude in ein menschliches Wesen zu hauchen! Josi suchte sehr schnell den engeren Kontakt zu Bryana und was kaum einer zu glauben wagte, es kam bald zu einem Verhalten, welches bis dato bei Josi noch nie da gewesen war: er ließ sich im Wasser alleine auf dem Rücken treiben und fühlte sich total sicher. Eine weitere „Überraschung“ waren an diesem Tage direkt nach dem Schwimmen wohl zum ersten Mal auch ausgesprochene, aneinandergereihte Vokale und nicht nur einfache „Laute“ – was für ein Erfolg das wirklich ist, wird sich sicher noch zeigen! Was uns so überraschte, scheint eher die Regel bei derartigen Therapien zu sein, sie können schon frühzeitig Ergebnisse aufzeigen - wenn sie sich denn einstellen - brauchen jedoch trotzdem viel Zeit, bis sie reifen und greifen. Wer, wie bei uns in diesem Falle, dann noch live und real miterleben kann, welche positive Änderung dieses Verhältnis und die „Arbeit“ mit Josi bei dem Jungen vollbringen kann, dem löst sich gewiss im einen oder anderen Moment innerlich eine Freudenträne bei der so nutzbringenden „Therapiearbeit“! Weitere Treffen standen auf dem Programm und wir konnten Lena - eine angehende Therapeutin - zur gemeinsamen Therapiearbeit mit Josi und Bryana gewinnen. Noch belegt sie ein Studium für Sonderpädagogik (Praktikum an einer Förderschule mit Schwerpunkt Autismus) und hat auch bereits - durch verschiedene Engagements auf diesem Gebiet - einen dreimonatigen Praktikumsplatz bei ’dolphin therapy’ auf Curacao in der Tasche.
Eine viel versprechende Zusammenarbeit scheint hier ihren Anfang genommen zu haben, denn auch die weiteren Therapiestunden verliefen mehr als nur erfolgreich und versprechen somit einiges bei einer regelmäßig verlaufenden, länger andauernden an Josi orientierten Tiergestützten Wassertherapie – und gewiss freut sich darüber nicht nur Bryana riesig!
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